Nachrichten | Donnerstag, 27. März 25
Stadtgebiet Passau: Weniger Tempo, weniger UnfälleDie Zahl der Verkehrsunfälle in Stadt und Landkreis Passau ist 2024 deutlich gesunken – neue Faktoren verschieben das Kräfteverhältnis auf den Straßen. (Hier als Hörbeitrag). Insgesamt registrierten die Polizeiinspektion Passau und die Polizeistation Tittling im vergangenen Jahr knapp 3.000 Verkehrsunfälle – rund zehn Prozent weniger als 2023. Auch bei den Verletzten ist ein Rückgang zu verzeichnen: 474 Menschen wurden bei Unfällen verletzt (2023: 553), darunter 68 schwer. Die Zahl der Verkehrstoten blieb mit sechs auf einem ähnlichen Niveau wie im Vorjahr. Alkoholunfälle gehen zurück – Cannabis bleibt Fragezeichen Besonders auffällig: Die Zahl der Alkoholunfälle sank von 44 auf 25. Im Stadtgebiet zeigt sich ein besonders starker Rückgang: Nur noch 10 Fälle wurden 2024 verzeichnet – das entspricht einem Minus von 60 Prozent im Vergleich zu 2023 (25 Fälle). Es könnte auch damit zusammenhängen: Die junge Generation konsumiert generell weniger Alkohol als die ältere, beispielsweise hat sich der Absatz von alkoholfreien Bieren im Vorjahr um fast zehn Prozent gesteigert. Ob das ein nachhaltiger Trend ist oder durch neue Substanzen kompensiert wird, bleibt offen. Auch die Drogenunfälle gingen leicht zurück (von sechs auf vier). Das erscheint zunächst erfreulich – doch die Polizei warnt vor neuen Herausforderungen: Seit der Legalisierung von Cannabis könnte sich das Konsumverhalten im Straßenverkehr verschieben. Mit 193 registrierten Fahrten unter Drogeneinfluss (Alkohol ausgeklammert) bleibt das Thema brisant. Die Zahl der registrierten Fahrten unter Alkohol- oder Drogeneinfluss stieg auf 484 – rund 100 mehr als im Vorjahr. Ob sich tatsächlich mehr Menschen berauscht oder bekifft ans Steuer setzen, lässt sich nicht eindeutig sagen – denn seit der Cannabisfreigabe im April 2024 hat die Polizei ihre Kontrollen spürbar ausgeweitet. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann hat sich mehrfach kritisch zur Legalisierung geäußert. Er kündigte an, die Polizei werde verstärkte Kontrollen im Straßenverkehr durchführen, insbesondere Drogenschnelltests. Konkret zum Verhältnis: Etwa 60 Prozent der Fälle (291) betrafen Alkohol, rund 40 Prozent (193) Drogen. Trotz gestiegener Aufmerksamkeit für Cannabis bleibt Alkohol damit der häufigste Anlass für Fahrverbote. Tempo 30, mehr Radverkehr – die Stadt verändert sich Im Stadtgebiet registrierte die Polizei 1.814 Unfälle, das sind 8,6 Prozent weniger als im Vorjahr (2023: 1.986). Besonders deutlich ist im Stadtgebiet Passau der Rückgang bei den schweren Fällen:
Es zeichnet sich also ab, dass sich das Unfallrisiko in der Stadt Passau deutlich verringert hat – möglicherweise durch die Mobilitätswende: neue Tempo-30-Zonen, der zunehmende Umstieg aufs Fahrrad. Denn mehr Fahrradverkehr bringt nicht nur Konflikte mit sich, er senkt auch das Tempo der Motorisierten. Den Autofahrern wird mehr Aufmerksamkeit und Rücksichtnahme abverlangt. Auf das Gesamtgebiet Stadt und Land gesehen: Die Unfälle mit Fahrrädern und Pedelecs sanken von 105 auf 97, doch die Folgen bleiben gravierend: 94 Verletzte, darunter 19 Schwerverletzte. Eine Radfahrerin starb. Auch wenn sich die Mehrheit der Fahrradunfälle im Stadtgebiet ereignet, ist das Verletzungsrisiko auf dem Land höher: Bei 37 Radunfällen im Landkreis Passau wurden 43 Menschen verletzt – das entspricht 1,16 Verletzten pro Unfall. In der Stadt Passau lag dieser Wert mit 51 Verletzten bei 60 Unfällen niedriger – bei 0,85 Verletzten pro Unfall. Fahrradunfälle auf Landstraßen bergen ein höheres Verletzungsrisiko – allein wegen der höheren Geschwindigkeiten und oft mangelnden Sichtbarkeit. Die Unfalltragödie mit der getöteten Radfahrerin ereignete sich in der Gemeinde Tiefenbach. Es gab nur einen offiziell registrierten Schulwegunfall 2024: Ein betrunkener Radfahrer zwang in Neuhaus am Inn, Ortsteil Niederschärding, einen Schulbus zur Vollbremsung – ein neunjähriges Kind stürzte im Bus und verletzte sich leicht. Rasen bleibt tödlich – und Ablenkung ein Dauerproblem Als häufigste Unfallursachen nennt die Polizei wie im Vorjahr Abstandsfehler, Vorfahrtsmissachtung und überhöhte Geschwindigkeit. Immerhin: Die Zahl der Geschwindigkeitsunfälle sank von 166 auf 138. Dennoch ist Raserei laut Polizei eine der Hauptursachen für tödliche Unfälle – und bleibt im Fokus der Verkehrsüberwachung. Dazu kommt ein Risiko, das in keiner klassischen Statistik auftaucht: Ablenkung am Steuer, etwa durch Mobiltelefone. Auch hier will die Polizei verstärkt ansetzen – genauso wie bei der Aufklärung gefährdeter Gruppen wie älteren Radfahrerinnen und Radfahrern. hud
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