Nachrichten | Dienstag, 18. Februar 25

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Wahlplakate

AfD-Mann mit Rambo-Attitüde sucht neue Bühne

Man kann sich seine tägliche Dosis Ärger aussuchen. Mal ist es eine Schlagzeile, mal ein beleidigender Kommentar auf Facebook, mal ein Auto auf dem Gehweg. Doch in diesen Wochen gibt es einen neuen Spitzenreiter: ein Wahlplakat der AfD, das jeden Tag auf dem Weg zur Redaktion ins Blickfeld rückt. Es zeigt Erhard Brucker, einen Mann, den man in Passau eigentlich nicht kennt – was aber nicht bedeutet, dass man ihn nicht kennen sollte.

Denn über Brucker hat der Regensburger Kollege Stefan Aigner  bereits geschrieben. Und das, was er über ihn herausgefunden hat, macht klar, wes Geistes Kind dieser AfD-Politiker ist. Aigner beschreibt ihn als peinlichen Rechtsaußen, der sich als jemand mit "Durchschlagskraft" inszeniert. Doch was bedeutet das konkret? In Regensburg, wo er bislang Stadtrat ist, hat Brucker nicht durch konstruktive Politik geglänzt, sondern durch seine Nähe zu rechtsextremen Positionen. Und nun will er über Passau in den Bundestag. Immerhin hat er hier bei der letzten Bundestagswahl mit 11,8 Prozent drei Prozent mehr als in Regensburg geholt. Es ließe sich auch darüber spekulieren, ob der 51-Jährige bei seinen Parteifreunden hier nicht mittlerweile etwas verbrannt, ihnen vielleicht sogar peinlich ist.

Warum ausgerechnet Passau? Brucker selbst erklärt das mit der angeblich größeren "Konservativität" Passaus. Ein Euphemismus, der kaum darüber hinwegtäuschen kann, dass er sich hier bessere Chancen ausrechnet – in einer Stadt, in der die AfD sich nicht nach internen Streitereien selbst zerlegt hat.

Dass Brucker nun glaubt, in Passau eine neue politische Heimat zu finden, ist auch ein Indiz dafür, dass die AfD keine normale Partei ist, sondern ein Sammelbecken für Karrieristen, die sich ihre Wahlkreise danach aussuchen, wo sie sich die besten Chancen auf einen Posten versprechen. Ein weiterer Grund, warum man das Plakat nur mit Ärger anschauen kann – und warum es am besten schnell wieder verschwinden sollte.

Muss eine Demokratie aushalten, dass Demokratiefeinde für sich Werbung machen? Fehlt es an Zivilcourage? Anfangs hatte der Reporter sich über den täglichen Anblick derart aufgeregt, dass er bei der Polizei und bei der Stadt nachfragte, ob es, ohne sich der Sachbeschädigung strafbar zu machen, nicht entfernt werden könne. Man könnte es ja fein säuberlich abnehmen, in ein DHL-Paket packen und nach Regensburg senden, mit zehn Euro beigelegt für die zerstörten Kabelbinder. Und Selbstanzeige erstatten. "Keine gute Idee", sagte der Polizeibeamte. Er müsste den Fall trotzdem dem Staatsanwalt vorlegen. Und wie wär’s mit einfach Müllsack drüber, ganz ohne Schaden? Ein Nachbar fand die Idee gut und bot sich an, mit der Leiter vorbeizukommen. Es sollte bei Gedankenspielen bleiben.

Es entstünde auch ein immaterieller Schaden, der auf dem Zivilweg eingeklagt werden könne, gab im Gespräch der Pressesprecher des OB-Büros zu bedenken. Brucker könnte klagen, dass ihm durch das Entfernen des Plakats Stimmen verloren gegangen seien, wegen des verlorenen Auftritts in dieser Straße. Es könnte nur dann entfernt werden, wenn es die rechtlichen Vorgaben nicht erfüllt: Es muss mindestens 2,20 Meter hoch gehängt sein und darf keine Verkehrsschilder oder andere relevante Hinweistafeln verdecken. Der Reporter wollte es wissen, ist mit dem Meterstab hinübergegangen – die Höhe hat gepasst.

Irgendwann hing es noch höher, weil sich von unten auf den Lichtmasten ein neues Plakat einer Vertreterin der Volt-Partei hinzugeschoben hatte. Die Mindesthöhe hat bei ihr nicht mehr gepasst. Aber auf Augenhöhe mit einer zukunftsbesorgten Frau ließ sich der rechtsextreme Rambo aus Regensburg von da an gut ignorieren.

"Rambo" ist zu hart? Lesen Sie mal, was Aigner über diesen Passauer AfD-Kandidaten noch geschrieben hat: "Für einen gewissen Aufruhr sorgte Brucker, zumindest mittelbar, auch beim AfD-Landesparteitag in Greding Anfang des Jahres (2024). Damals hatte sich ein AfD-Mitglied aus Würzburg in einem Wortbeitrag darüber beklagt, dass Brucker, damals noch Mitglied im Landesvorstand der Partei, ihm Prügel angedroht habe, sollte er parteiinterne Querelen öffentlich machen. "Er hat gesagt, er ist 1,90 groß, wiegt 140 Kilo und hat eine harte Durchschlagskraft."

hud

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