Brennpunkt | Dienstag, 04. Juni 24

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Warten auf den nächsten Einsatz. Per Boot werden die Altstadtbewohner versorgt: Lebensmittel, Krankentransporte, Fährdienste. (Foto: Stefan Schopf)
Morgen kommt Ministerpräsident Söder

Passau ruft bei Donaupegel zehn Meter Katastrophenfall aus

Um 13.24 Uhr, bei einem Donaupegel von 9,98 Meter, hat das Rathaus den Katastrophenfall ausgerufen. Kurz danach ist der Maximalpegel des heutigen Tages erreicht worden. 10 Meter die Donau und 7,10 Meter der Inn.

Auf seiner Reise durchs bayerische Katatsrophengebiet hat sich für morgen, 15 Uhr, Ministerpräsident Markus Söder angesagt. Für den Medienauftritt ist ein Rundgang von der Hängebrücke zur Altstadt geplant. 

Wie geht´s den Brücken?

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Passau hat Dienstagmittag den Katastrophenfall ausgerufen, als der Donaupegel die Zehnermarke erreicht. (Foto: Stefan Schopf/ Bürgerblick)
Der Busverkehr in die Innstadt ist eingestellt worden. "Wann wird die Marienbrücke gesperrt?", fragen Bewohner. Sie wäre erst bei einem Innpegel von 11,50 Meter überspült. Aus Sicherheitsgründen, beispielsweise wegen gefährlichen Treibguts, würde sie wie 2013 zu einem Pegelstand darunter gesperrt werden. Auf der Gottfried-Schäffer-Straße, der Uferstraße an der Innpromenade, verursachen die Überschwemmungen erste Verkehrsbehinderungen. Bei den aktuellen Pegeln müssten sich die Menschen nicht sorgen, dass die Brückenverbindungen in die Innstadt unterbrochen werden, sagt Rathaussprecher Michael Schmitt.

Freiwillige Helfer fragen an

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Hochwasser hat auch etwas Beschauliches. (Foto: Stefan Schopf)
"Wo kann ich mich als freiwilliger Helfer melden", fragen Menschen aus anderen Regionen an. Rathaussprecher Michael Schmidt erklärt, dass in der aktuellen Lage nur die professionellen Einsatzkräfte Zugang zum Hochwassergebiet haben. Feuerwehr, Wasserwacht, Technisches Hilfswerk. Wenn sich das Wasser zurückzieht, sieht es anders aus. 2013 hatte die Studentenschaft die ehrenamtliche Hilfe organisiert. Damals waren Zupackende mit Schaufel und Schubkarren gefragt. Wegen des nicht ausgebaggerten Staubeckens am Kraftwerk Ingling war in Kellern, Gärten und Erdgeschosswohnungen stellenweise meterhoch Schlamm abgelagert worden. 

Der Innpegel soll auf sieben Meter steigen, die Donau sich bei zehn Meter einpendeln. Die günstigeren Prognosen haben sich zerschlagen, nachdem es im Oberlauf des Gebirgsflusses zu neuem Starkregen gekommen ist. Die Donau wird  gespeist von Zuläufen und Nebenflüssen aus den katastrophalen Hochwassergebieten in Schwaben und Nordbayern. 

Sulzsteg: Menschen vom Flutschutz eingeschlossen

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Passauer Wasserwacht: Immer zur Not ein Boot zu Hand. (Foto: Stefan Schopf)
In Sulzsteg an der Bundesstraße 388 hat eine neue Flutschutzanlage ein alleinstehendes Wohnhaus im Osten mit 17 Bewohnern vom Hochwasserschutz ausgeklammert. Wenn sich das Flutschutztor schließt, sind sie im Hochwassergebiet eingeschlossen. Diese Situation ist jetzt eingetreten. "Wir können nur hoch zum Bahndamm klettern und dann über die Brücke der Granitbahn in die Stadt", erklärt Winfried Pach. Ein Waldweg ins Landesinnere, nach Zieglreuth, sei durch Sturmholz blockiert. Die Betroffenen haben sich heute von der Verantwortlichen der Granitbahn die offizielle Genehmigung geholt, diese Bahntrasse als Fluchtweg benutzen zu dürfen. "Wir wollten wissen, was erlaubt ist", sagt Pach. Man habe zuvor im Krisenstab der Stadt angerufen und dort keine Hilfe oder Lösung gefunden.

“Ich tippe, dass wir mit der Höchstbelastung rechnen müssen”, hat ARD-Meteorologe Donald Bäcker um 7 Uhr im Morgenmagazin gesagt. Demnach würde die Donau die Zehnmetermarke überschreiten und eine zweite Hochwasserwelle nach dem Scheitel am Nachmittag morgen eintreffen.

Im Oberlauf des Inns hat es neue Niederschläge gegeben. Wie sich Starkregen anfühlt, hatten die Passauer gestern Nachmittag gegen 17 Uhr erlebt. Mit einer Intensität von 65 Liter je Quadratmeter prasselte der Regen nieder, in der Summe 45 Liter. In den Katastrophengebieten gab es Starkregen der doppelten Menge: 133 Liter je Quadratmeter. Manche Fallrohre und Gullys konnten das Wasser nicht so schnell aufnehmen, Terrassen und Straßen wurden kurzzeitig überschwemmt. 

Als Metereologe Bäcker seine pessimistische Prognos abgibt, hat die Donau in Passau 9,55 Meter erreicht. Der Inn hat mit 6,60 Meter sei Bett auf der Südseite der Stadt verlassen. Durch die Gullys klettert das Wasser auf den Innstadtbahnhofweg. Das Gleis der Granitbahn wird wohl nach 2013 erstmals wieder stellenweise überflutet werden.

In der Passauer Altstadt ist die Stille eingekehrt, die das Hochwasser bringt. Wo sonst Autos und Menschen Gassen und Straßen beleben, schwimmen Enten im "Donausee".

Die Stadt ist vom Norden her nicht mehr erreichbar, weil die Bundesstraße 12 (Freyunger Straße, Passau-Ilzstadt) und die Bundesstraße 388 Richtung Erlau von Ilz und Donau geflutet sind. Am Vorabend haben die Einsatzkräfte das Parkhaus am Römerplatz räumen lassen. 

Zur Einordnung historische Werte
Das Hochwasser 2024 bleibt unter dem Hochwasser von 2002 (Donau 10,80 Meter). Zum Rekordhochwasser der Neuzeit von 2013 (Donau 12,90 Meter) fehlen knapp drei Meter.

Sonntagabend, 2. Juni:

PASSAU STELLT SICH AUF DONAUPEGEL 9,50 METER EIN

Die kräftige Hochwasserwelle trifft Passau exakt zum elften Jahrestag der letzten Flutkatastrophe.


Die Donau kletterte am 3. Juni 2013 auf 12,90 Meter. Am Dienstag sollen laut letzter Meldung des Rathauses 9,50 Meter erreicht werden. Es bezieht sich auf die Prognose des Hochwassernachrichtendienstes, des Wasserwirtschaftsamtes in Deggendorf. Ein Meter mehr oder weniger ist möglich, in dieser Bandbreite bewegen sich die Berechnungen.

Mehrere Tausende Neu-Passauer, darunter auch Einsatzkräfte, erleben ein solches Hochwasser zum ersten Mal. Was für Einheimische Routine ist, ist für sie Abenteuer.

Ab Meldestufe vier (8,50 Meter), dreieinhalb Meter über Normalpegel, führen die Überflutungen zu umfangreichen Straßensperrungen an den Ufern von Donau und Inn.

Wie sich Passau vorbereitet hat: Klickt Euch, klicken Sie sich durch die Fotogalerie von Stefan Schopf.

Erster Ernstfall fürs Hochwassertor in Sulzsteg
Eine Premiere erlebt Sulzsteg, der ufernahe östlichste Ortsteil von Passau-Grubweg. Das Hochwassertor, das auf der Landseite des Bahndamms Passau-Hauzenberg die Häuser schützt, ist erstmals für den Ernstfall aufgebaut worden. Ab einem Pegel von 7,25 Meter gluckert das Donauwasser aus dem Straßengully unter der Bahnbrücke. Zehn Männer von der Grubweger Feuerwehr und vom städtischen Bauhof waren drei Stunden mit dem Aufbau der fünf Meter hohen Wand aus Aluminiumbalken beschäftigt.

Vorsicht vor offenen Gullys unter Wasser!
Durchs kniehohe Wasser wandern zwei junge Menschen auf der Donauuferstraße der Altstadt, Pizzaschachteln in der Hand. Im Netz, auf Instagram, hat diese Redaktion das Video mit einer Warnung versehen. Offene Gullys können zur tödlichen Falle werden, wenn der Deckel vom Wasser hochgedrückt und weggespült worden ist.

Das Rathaus hat seit Sonntagfrüh, 8 Uhr, ein Bürgertelefon geschaltet: 0851 396-866.

Die Donau hat in der Nacht zum Sonntag ihren Scheitel gegen 5 Uhr früh mit 7,90 Meter erreicht. Eine höhere Welle wird heute Nacht und die höchste am Dienstag erwartet.

„Alles, was unter zehn Metern ist, ist ,Business as usual‘", sagt Stadtbrandrat Andreas Dittlmann zur Tageszeitung. Passau sei seit Freitag gut vorbereitet, ergänzt Oberbürgermeister Jürgen Dupper. Die Entwicklung im Oberlauf der Flüsse habe man seit Tagen mit Sorge verfolgt. Dittlmann erwähnte im PNP-Beitrag, dass das Donauwasser wahrscheinlich sehr zäh abfließen, sich lange halten werde. Mit "gewaltigen Umleitungsstrecken" wegen gesperrter Bundesstraßen sei zu rechnen.

Betroffen sind im Stadtgebiet zuallererst Straßen und Autostellplätze in den tiefergelegenen Uferzonen: die Fritz-Schäffer-Promenade in der Altstadt, mit der Senke am „Hotel Residenz“; die Parkplätze unterm Schanzl und an der Unteren Donaulände; der Wohnmobilstellplatz im Hafen Racklau. Damit der Verkehr in die Altstadt aufrechterhalten werden kann, wird die Schrottgasse am Rathaus in beide Fahrtrichtungen freigegeben. Vom Westen her ist die Zufahrt über die Nagelschmiedgasse, auch „Peschlbergerl“, Standort der ehemaligen Peschlbrauerei, möglich.

Wird Gleis der Granitbahn überflutet?
Ab einem Donaupegel über 9 Meter, herrscht in großen Teilen der Altstadt Stille und „Land unter“. Die Donau verwandelt den Rathausplatz in einen See. Ab einem Donaupegel von 9,20 Meter, da liegt er beim Inn etwa bei 6,50 Meter, wird in der Innstadt das Ufer zwischen Innsteg und Marienbrücke geflutet, die Bahnstrecke der Granitbahn läge unter Wasser. Dieses Szenario würde am Dienstag eintreten, wenn die Höchstwerte der Prognosen einträfen.

OB-Sprecher Michael Schmidt hatte kein ruhiges Wochenende. Er steuerte am Freitag um 12 Uhr „Vorwarnung Hochwassersituation“, am Samstag um 9.20 „Hochwassersituation verschärft sich“ und um 16.20 Uhr „Pegel steigen weiter an“ aus, sowie am Sonntag um 7.30 und 15 Uhr Meldungen zur aktuellen Lage. Nach Letzterer ist am Dienstag ein Donauscheitel von „9,50 Meter“ vorhergesagt, ein Meter jenseits der höchsten Meldestufe 4; für den Inn ein Scheitel von „6,10 Meter“, jenseits der Meldestufe 2. Da sich der Pegelstand von Donau und Inn um 2,70 bis 2,80 Meter unterscheiden, ist der Innpegel wohl zu niedrig angesetzt. Die Meldestufe 4 der Donau, 8.50 Meter, könnte heute Nacht erreicht werden.

300 Einsatzkräfte vom städtischen Bauhof und der Feuerwehr haben bisher in der Dreiflüssestadt 8.000 Sandsäcke verbaut.  

Wegen Schulbeginn am Montag: Eltern werden von der Stadt gebeten, die Altstadtschulen nicht mit dem Auto anzufahren. Zum Aus- und Einsteigen empfehle sich der Bschüttpark und dann zu Fuß über die Hängebrücke. Es wird Platz für die Einsatzfahrzeuge benötigt. Die normalerweise stillgelegte Bushaltestelle am Anger solle ebenso nicht zum Halten benutzt werden, da sie als Ersatzhaltestelle den Stadtbussen dient.   

Bahnstrecke Passau-München unterbrochen
Sonntagmittag ist die Bahnstrecke Passau-München im Bereich Moosburg wegen Hochwasser gesperrt worden. Die Züge aus Regensburg wurden in Landshut umgeleitet. Es geht mit mehrmals Umsteigen nach Passau über die Rottalbahnstrecke. In der Gegenrichtung ist ein Ersatzverkehr mit Bussen eingerichtet worden. Am späten Nachmittag, als die Pegel fallen, wird der Zugbetrieb wieder aufgenommen.

Wer sich für Reportagen, Bilder, Karten und Grafiken zum Hochwasser 2013 interessiert: Das Sonderheft "Flut 2013 - Die versunkene Stadt".

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Die 1883 vollendete und ein Jahr später uraufgeführte "7. Sinfonie in E-Dur" brachte dem Komponisten Anton Bruckner (1824–1896) den Durchbruch. Die Niederbayerische Philharmonie präsentiert diese Aufführung unter dem Titel "Himmelsschau".


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